RIM Management KG

Worauf es beim agilen Arbeiten wirklich ankommt



5. April 2024 – Viele Auftraggeber tun sich schwer mit der agilen Abwicklung ihrer Projekte. Sie sind wasserfallartige Darstellungen aufeinanderfolgender Arbeitspakete gewohnt, mit einem Anfangs- und einem Enddatum, das Sicherheit und Planbarkeit suggeriert. Als wüsste man genau, was in den kommenden Monaten und Jahren passiert, welche Unwägbarkeiten eintreffen und wie die Ressourcensituation aussieht. „Ceteris paribus“ haben die alten Römer dazu gesagt. Man könnte es auch Scheingenauigkeit nennen.

„Der Projektplan ändert sich bei der ersten Feindberührung.“ Das Zitat stammt vom IT-Sponsor des Projekts, das wir kürzlich für eine große heimische Versicherung umgesetzt haben. Zu implementieren war ein Tool zur Beratungsunterstützung für den Bankenvertriebskanal. Wie häufig handelt es sich weder um ein rein agiles noch um ein ausschließlich klassisches Wasserfallprojekt. Während die Anforderungen in der IT im agilen Verfahren Task für Task behandelt wurden, arbeitete das anfordernde Business mit einem herkömmlichen Plan.

Das ist grundsätzlich kein Problem, bedingt aber eine ganz zentrale Grundvoraussetzung: Vertrauen. Der Auftraggeber – der gerne heute wissen möchte, wann genau in zwei Jahren sein großer Go-Live ist und was das auf den Cent genau in Summe kosten wird – muss bei der Priorisierung des Backlogs Halt machen. Er übergibt damit eine Liste an Themen und sagt, was davon besonders und was weniger wichtig ist. Er muss darauf verzichten, die IT vollständig „auszusteuern“, wie das im Projektjargon heißt. Er muss vertrauen, dass dort Leute sitzen, die wissen, was sie tun und die im Sprintverfahren selbstständig kleine Arbeitspakete schnüren, die sie dann jeweils zur Prüfung vorlegen. Er muss darauf verzichten zu reporten, in KW 18 passiert das und in KW 22 jenes.

Mit dieser Flexibilität, die man der Entwicklung gewährt, tun sich viele Projektmanager alter Schule schwer. Sie bringt allerdings die Sicherheit, dass Fehlentwicklungen sehr schnell entdeckt werden, sie vermeidet die häufig überbordende Last ständiger Abstimmungsmeetings und sie führt zu höherer Mitarbeiterzufriedenheit.

Last but not least – und das sagt die Erfahrung aus unzähligen agilen Projekten – führt die Methode zu schnelleren und besseren Ergebnissen. So war das auch in diesem Fall. Alles, was man dazu an den Tag legen muss, ist ein bisschen Vertrauen und die Gewissheit, dass man auch durch „auf Sicht fahren“ ans Ziel kommt. Jedenfalls sicherer als mit rasantem Tempo an die Wand.