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Digitalisierung: Sind Banken ein Auslaufmodell?



Dank Fintechs kann mittlerweile jedes Bankgeschäft ohne Bank erledigt werden. Werden Banken daher obsolet? Sechs Fragen und sechs Thesen als Diskussionsanstoß.

Althergebrachte Geschäftsmodelle werden in zunehmenden Maß von digitalen Lösungen angegriffen und teils abgelöst. Niemand geht mehr in den Plattenladen – Musik bezieht man aus Tauschbörsen und Streaming-Diensten. Briefe gibt man auch nicht mehr am Postamt auf, sondern versendet sie per Email. Jetzt geht es den Banken an den Kragen. Banking ohne Bank heißt die Devise vieler kleiner Fintechs und von einigen ganz großen Playern, wie Google oder Apple, die sich anschicken, den Banken ihr Terrain streitig zu machen.

Die folgenden Fragen sind in dieser Situation relevant:

1) Stellt die Digitalisierung eine Gefahr für Banken dar?

Ja, ganz sicher. Banken, die auf diese Herausforderung nicht reagieren, haben keine Zukunft. Viele Kredithäuser hängen schon jetzt schwer in den Seilen. Dafür haben Zinstief, Regulierungswut und Finanzkrise gesorgt. Ein kranker Baum braucht keinen großen Sturm, um umzufallen.

Daher, These 1: Die Digitalisierung wird dazu führen, dass schwache Banken verschwinden.

2) Wie kann eine Bank verhindern, dass sich Fintechs zwischen sie und die Kunden zwängen?

Im Grunde gibt es da zwei Möglichkeiten: Entweder besetzt man diesen Platz selbst, indem man auch ein Fintech startet oder mit einem kooperiert. Oder man nimmt seine Kunden bei der Hand und führt sie woanders hin. Frei nach von Clausewitz: Wichtiger als die Wahl der Waffen ist die Wahl des Schlachtfeldes.

Was meine ich damit: Kann es für eine Bank Sinn machen, der digitalen Konkurrenz mit Digitalisierung entgegenzutreten? Ich denke nein, das ist das falsche Schlachtfeld. Zum einen sind Banken dafür zu behäbig und zum anderen werden die Apps der Banken hinweggefegt, wenn tatsächlich ein Gigant wie Google das Feld betritt. Das kann bestenfalls eine Parallel-Strategie sein.

Man muss die Auseinandersetzung dort suchen, wo Fintechs nichts zu bestellen haben: in der persönlichen Interaktion mit den Kunden. Der USP der Bank liegt in der professionellen, qualitativ hochwertigen Beratung.

These 2: Die Digitalisierung wird in klassischen Banken als Katalysator für besseren Service und bessere Prozesse wirken.

3) Was wollen die Kunden?

Sicherheit und ein Kauferlebnis ohne Gängelei. Kleine Fintechs und große Datenkraken werden es schwer haben, mit Sicherheit in Verbindung gebracht zu werden. Auf der anderen Seite werden Banken an ihren Prozessen und Regeln arbeiten müssen. Das Betreten einer Bank muss wieder emotional positiv besetzt werden. Ein Ort, an dem ich bekannte Gesichter treffe, für ein Pläuschchen, eine Transaktion oder eine Beratung. Ein Ort, an dem „Dienst geleistet“ wird. Der nicht den Erbsen- und Minutenzählern gehört, die einem vorrechnen, wie viele Zeit man für welche Kunden jährlich aufwänden darf.

These 3: Zukunftsfähige Banken stellen die Bedürfnisse der Kunden über die eigenen.

4) Ist Banking ein Beziehungsgeschäft?

Ja und nein. Niemand braucht eine vertraute Person, um Geld zu überweisen, eine Kreditkarte zu bestellen oder Taggeld anzulegen. Geht es um eine große Finanzierung, eine komplexe Veranlagung oder um das Schließen der Pensionslücke, sieht die Sache anders aus. Fintechs werden auch diese Felder besetzen, aber die Sicherheit eines bekannten Gesichts können sie nicht bieten.

These 4: Auswahl, Ausbildung und Bindung der Mitarbeiter im Vertrieb werden zu den entscheidenden Erfolgsfaktoren für Banken.

5) Kleine Banken, große Banken. Wird das eine Rolle spielen?

Und ob. Studien belegen, dass die Kundenzufriedenheit bei kleinteilig und regional strukturierten Instituten signifikant höher ist. Zufriedenheit ist ein gutes Bindemittel und macht teilweise immun vor der digitalen Herausforderung. Große Häuser haben dagegen die Möglichkeit, digitale Lösungen zu entwickeln und zu integrieren. Der Druck auf alle Banken, eine möglichst breite digitale Produktpalette anzubieten, wird steigen. Ein Kostenfaktor, der kleine unter Druck setzen wird.

These 5: Die Digitalisierung wird zu einer weiteren Konsolidierung der Branche führen.

6) Im Jahr 2030: Sind Fintechs Mainstream oder ein Randphänomen?

Die Digitalisierung hatte in unterschiedlichen Branchen sehr unterschiedliche Auswirkungen. Manche Geschäftsmodelle sind verschwunden, manche koexistieren und andere wurden gestärkt. Im Banking erscheint eine Entwicklung wie bei Zeitschriften und Zeitungen plausibel: eine Koexistenz von digitalen und althergebrachten Angeboten.

These 6: Banken, die die Zeichen der Zeit erkannt haben, werden auch 2030 noch existieren. Das Geschäftsmodell „Spezialbank“ wird auf Kosten der heute üblichen Vollbanken gestärkt werden. Daneben wird sich eine Hand voll relevanter Fintechs etabliert haben.

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